30 Jahre EOTA – 30 Jahre im Dienst der Bauwirtschaft
Seit 30 Jahren stellt die Europäische Organisation für Technische Bewertung (EOTA) ihre wissenschaftliche und technische Expertise in den Dienst der europäischen Bauwirtschaft. Das DIBt war als Gründungsmitglied von Anfang an – also seit dem 10.10.1990 – dabei und an vielen Erfolgen der EOTA „federführend“ beteiligt, so etwa an der Erarbeitung der ersten europäischen Zulassungsleitlinie ETAG 001 für Metalldübel zur Verankerung im Beton und an der ersten europäischen technischen Zulassung (ETA), auf deren Grundlage erstmalig ein Bauprodukt CE‑gekennzeichnet wurde.
Gemeinsam mit den Partnern aus der Industrie und den Verwaltungen ist es der EOTA gelungen, die ETA als hochwertige, international anerkannte und unabhängige Bewertung und Grundlage für die CE‑Kennzeichnung nicht harmonisiert genormter Bauprodukte zu etablieren. Wie Paul Caluwaerts, Generalsekretär der EOTA von 1992 bis 2012, im nachfolgenden Beitrag erinnert, war der Weg nicht immer leicht. Doch er hat sich gelohnt. Davon ist auch der aktuelle EOTA-Präsident, Karsten Kathage (DIBt), überzeugt: „Die ETA ist gerade heute ein wichtiges Instrument, um die Anpassungsfähigkeit des Markts an sich verändernde Kundenbedürfnisse und neue regulatorische Anforderungen zu sichern und z.B. den klimafreundlichen Umbau der Bauwirtschaft zu unterstützen. Im Rahmen der ETA werden Bauprodukte technologieoffen und unabhängig nach transparenten und europaweit einheitlichen Maßstäben bewertet. Dadurch sind ein hohes Sicherheitsniveau und ein fairer Wettbewerb gewährleistet."
Paul Caluwaerts erinnert ...
Stolze 30 Jahre EOTA
Das ist tatsächlich ein Anlass zurückzublicken, auf die Erfolge und Herausforderungen aus drei Jahrzehnten Geschichte.
Erinnern wir uns an die Gründungsmitglieder der EOTA. Gestützt auf die Erfahrungen mit ähnlichen Systemen, die in verschiedenen EU-Ländern existierten, stellten sie sich der Herausforderung, innerhalb des europäischen Rechtsrahmens ein unabhängiges Bewertungssystem für Bauprodukte aufzubauen, für die es (noch) keine harmonisierten Normen gab.
Erinnern wir uns an all die, die in der EOTA Verantwortung übernahmen, als Präsidenten, Vorsitzende und Mitglieder des Technischen Ausschusses, Schatzmeister und Mitglieder des Finanzausschusses oder Mitwirkende in den zahlreichen anderen EOTA-Gremien. Neben der Arbeit in ihren Heimatinstituten und -organisationen investierten sie ihre Zeit und viel Herzblut in den Aufbau und die Weiterentwicklung der EOTA. Unter verschiedenen EU-Richtlinien und -Verordnungen gestalteten sie den alternativen Weg zur CE-Kennzeichnung mit, teils unter verwaltungstechnisch und finanziell schwierigen Bedingungen gerade in der Anfangszeit der EOTA.
Unser Dank gilt allen Mitarbeitenden in den Mitglieds- und Partnerorganisationen der EOTA. In einem multidisziplinären Kontext und vor dem Hintergrund unterschiedlicher Rechtssysteme, Baupraktiken und wissenschaftlicher Herangehensweisen, erarbeiteten und erarbeiten sie die Kompromisse, die letztlich zu validierten gesamteuropäischen Lösungen führen. Wie wir wissen, sind daraus zahlreiche harmonisierte Bewertungsverfahren in Form von ETAGs, CUAPs und in jüngerer Zeit EADs hervorgegangen. Mit Stolz können wir uns an die erste ETAG (1997), die erste CUAP (1997), das erste EAD (2015) und die erste europäische technische Zulassung (1998) erinnern.
Doch all das wäre nicht möglich gewesen ohne die Hersteller und all diejenigen, die in den letzten 30 Jahren an die ETA als Weg zur CE-Kennzeichnung geglaubt haben. Sie haben erkannt, dass die ETA die Möglichkeit bietet, Innovationen zu fördern und neue Märkte innerhalb und außerhalb der EU zu erschließen. Ihnen war der Mehrwert einer unabhängigen Bewertung der Leistungen ihres Bauprodukts in Hinblick auf die Bauwerkssicherheit bewusst. Ihnen war auch klar, dass eine solche Bewertung das Vertrauen der Kunden in die Leistung der Bauprodukte stärkt und zur Erfüllung der EU-rechtlichen und einzelstaatlichen Anforderungen beiträgt.
Was wurde erreicht? Bis zum heutigen Tage haben die Mitglieder der EOTA mehr als 15.000 ETAs (Zulassungen und Bewertungen) für verschiedenste Bauprodukte erstellt, die sich mal recht einfach und mal sehr komplex und multifaktoriell gestalteten.
Jubiläen laden aber auch dazu ein, den Blick nach vorne zu richten.
Es bleibt zu hoffen, dass die EOTA und ihre Mitglieder durch die Bereitstellung harmonisierter Bewertungsverfahren für Bauprodukte und der damit verbundenen Produktbewertungen auch künftig dazu beitragen können, den Innovationsbedarf der Baubranche in einem sich stetig wandelnden und komplexer werdenden Umfeld zu decken. In diesem Sinne würde ich mir wünschen, dass alle Beteiligten an den Werten und Zielsetzungen festhalten, die der EOTA zugrunde liegen: herausragende technische Expertise, Unabhängigkeit und Orientierung an den Bedürfnissen des Marktes.
Paul Caluwaerts
Generalsekretär der EOTA von 1992 bis 2012
Zur Person: Paul Caluwaerts schloss 1971 sein Bauingenieursstudium an der Katholischen Universität Leuven ab. Von 1973 bis 1992 war er am Belgian Building Research Institute (BBRI) tätig. In dieser Position folgte er von 1989 bis 1992 einer Entsendung ans Sekretariat der europäischen Forschungsinitiative EUREKA und unterstützte diese beim Aufbau von Forschungskontakten und der Koordinierung von europäischen Programmen. Im April 1992 wurde er zum Generalsekretär der EOTA berufen. Mit Sachverstand, Weitblick, Diplomatie und Pragmatismus lenkte er bis zu seinem Ruhestand im Jahr 2012 die Geschicke der EOTA. Er gestaltete das europäische Zulassungs- und Bewertungssystem für Bauprodukte an vielen Stellen entscheidend mit und erwarb sich dadurch branchenweit hohes Ansehen.