Sie sind hier

10. August 2022

Vier Jahrzehnte GruSiBau – Ein Vorschlag für eine Fortschreibung

Die "Grundlagen zur Festlegung von Sicherheitsanforderungen für Bauliche Anlagen", kurz GruSiBau, sind ein Grundlagenwerk, das 1981 vom NABau herausgegeben wurde. Mit der GruSiBau wurde das sogenannte „semiprobabilistische Bemessungskonzept“, d.h. die Bemessung auf Basis von Teilsicherheitsbeiwerten, im Bauwesen eingeführt. Die GruSiBau hat damals die Bemessung im Bauwesen revolutioniert. Das Werk diente in der Folge als "Richtschnur" für die Erstellung zahlreicher nationaler und internationaler Normen, allen voran der heutigen Eurocodes.  

Seit mehreren Jahrzenten arbeiten Bauingenieure in Deutschland mit diesem semi-probabilistischen Bemessungskonzept. Auch in der nächsten Generation der Eurocodes wird dieses Bemessungskonzept Anwendung finden. Es kann also mit Fug und Recht behauptet werden, dass die GruSiBau die etablierte Basis für die Bemessung im Bauwesen darstellt.

Im Laufe der vier Jahrzehnte seit Erstveröffentlichung der GruSiBau haben sich die Rahmenbedingungen für die Bemessung im Bauwesen aber gewandelt und weiterentwickelt. Nicht nur Herstellmethoden, Transport, Einbau und Werkstoffkombinationen haben sich erheblich verändert, sondern auch Nachweismethoden. Insbesondere stehen heutzutage neue computerbasierte Rechenverfahren zur Verfügung, die eine wesentlich komplexere und genauere Nachweisführung und Modellierung erlauben, als es vor vier Jahrzehnten denkbar war.

Vor diesem Hintergrund scheint eine Befassung mit den Grundlagen der Sicherheitstheorie im Bauwesen geboten. Eine Autorengruppe, die vom DIBt koordiniert wurde, erarbeitete daher einen Vorschlag zur Fortschreibung der GruSiBau. Unterstützung erfuhr diese Autorengruppe durch Ergebnisse aktueller ARGEBAU-Forschungsvorhaben. Zur Autorengruppe gehörten auch einige "Pioniere der ersten Stunde", Autoren, die an der ursprünglichen GruSiBau mitgewirkt haben und somit deren Geist und Hintergründe genau kannten.

Unter dem Arbeitstitel "GruSiBau 2.0" legen die Autoren nun einen Vorschlag zur Fortschreibung der GruSiBau vor. Im Fokus stehen dabei drei zentrale Aspekte:

  1. Sensitivitätsanalysen
  2. Verdeckte Sicherheiten
  3. Grundbau

Am 2. Mai 2022 hat das DIBt diesen Vorschlag an den Normungsausschuss Bau (NABau) übermittelt.

Um eine breite Diskussion in der Fachöffentlichkeit zu ermöglichen, stellt das DIBt diesen Vorschlag nun auch öffentlich zur Verfügung. Damit möchten die Autoren einen Beitrag zur Diskussion über die Fortschreibung der Grundlagen der Sicherheitstheorie leisten. Eine parallele Betrachtung des hier vorgelegten Vorschlags und weiterer Ansätze, die bei der Überarbeitung der Eurocodes zur Anwendung kommen, erscheint sinnvoll und kann neue Potentiale und Forschungsperspektiven erschließen.

pdf-Datei Vorschlag für die Fortschreibung „Grundlagen zur Festlegung von Sicherheitsanforderungen für bauliche Anlagen“ Stand: Juli 2022

Darstellung der Grenzbedingung und des Zuverlässigkeitsindex β
Darstellung der Grenzbedingung und des Zuverlässigkeitsindex β, Bildquelle: GruSiBau 1981, Nachzeichnung durch DIBt 2022
Zurück zur Übersicht